Im Restaurant blindekuh isst das Auge nicht mit

Das Restaurant blindekuh vermittelt ganz besondere Eindrücke

Kuh Milch

Spoiler

  • Im Dunkelrestaurant blindekuh arbeiten Sehbeeinträchtigte, Gäste erfahren Welt aus ihren Augen.
  • Gründer Stefan Zappa möchte Dialog zwischen Sehenden und Nicht-Sehenden stärken.
  • Das Dunkelrestaurant findet weltweit Nachahmung und schaffte es sogar in den Duden.

Die einen schenken gekonnt den Wein ein, während die anderen immer wieder die leere Salatgabel zum Mund führen. Im Restaurant blindekuh findet ein Rollentausch statt: Die Blinden werden zu Sehenden, die Sehenden aber tauchen in die Welt der Blinden ein.

Spielerische Erfahrungen im blindekuh

«Es ist eine reine Win-Win-Situation», erklärt Stefan Zappa, sehbehinderter Unternehmer und Mitbegründer des Dunkelrestaurants. «Die Gäste nehmen die Speisen mit anderen, geschärften Sinnen wahr und schlüpfen in die Haut eines Blinden, lernen seine Welt kennen. Und unser Servicepersonal liebt es, die Gäste einen Abend lang durch das Dunkel zu führen und mit dem Wesen der Blindheit bekannt zu machen.»

Im September 1999 öffnete die blindekuh in Zürich ihre Türen und bietet seitdem unter Berücksichtigung regionaler Produzenten frische und saisonale Menüs an – in vollkommener Dunkelheit. Hinter dem Restaurant, zu dem ein zweites Haus in Basel gehört und dessen Konzept inzwischen rund um den Globus mehr oder weniger konsequent kopiert wurde, steht die Stiftung Blind-Liecht – ebenfalls von Zappa mitinitiiert – die den Dialog zwischen Sehenden und Nichtsehenden sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen für Sehbeeinträchtigte und Blinde fördert. Mehrere namhafte soziale und Unternehmerpreise wurden Zappa bereits verliehen, sein Dunkelrestaurant schaffte es 2011 sogar in den Duden, gehört also seither zum festen deutschen Wortschatz.

Was im Dunkeln passiert

Und im Restaurant blindekuh selbst: Welche Eindrücke werden hier gewonnen, abgesehen von der Erfahrung völliger Dunkelheit, in der dennoch Live-Musik und Krimidinner angeboten werden? «Die Gäste staunen immer wieder, wie geschickt sich das Servicepersonal im Raum bewegt und wie gut ihm das Bedienen gelingt», berichtet Zappa – und lacht: «Bei uns ist auffallend weniger Geklapper vom Besteck zu hören als in anderen Restaurants. Weil die Fremdkontrolle im Dunkeln fehlt und die meisten Männer eher eine Keule als nur ein Stück Fleisch an der Gabel haben, essen viele Gäste früher oder später mit den Händen.»

Um seinen Gästen Blindheit möglichst authentisch erlebbar zu machen, lässt Zappa keine Fotos vom Speisesaal zu, macht dort nie Licht. «Wir werden das Geheimnis der Dunkelheit nie lüften», verspricht er.

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